Katharina Frei, geboren 1939 in Jarmina (früher: Jarmen) im heutigen Kroatien, gelangte nach ihrer Flucht vor den Partisanen Titos auf Umwegen nach Heiligenkreuz am Waasen. Nach Kriegsende versuchte sie gemeinsam mit Verwandten wiederum ihre Heimatstadt zu erreichen. Dies gelang aber nicht, stattdessen wurden sie alle im Lager Josipovac interniert. Dort herrschten grausame Zustände, Typhus und Hunger standen an der Tagesordnung.
Eines Tages wurden sie in einem Transport wieder in Richtung Österreich geschickt. Der Zug blieb in der Südsteiermark stehen und da keine Bewachung vorhanden war machten sich die erneut Vetriebenen einfach auf die Suche nach einer Unterkunft. Katharina Frei erkannte dabei die Gegend um Heiligenkreuz wieder und fand Unterschlupf bei einem Bauern. Sie besuchte in Heiligenkreuz die Volksschule.
Ihr Vater, ein tüchtiger Zimmermann, zog nach Kapfenberg und wohnte dort in einer Baracke. Diese hatte eine günstige Lage, da sie am Beginn des Lagers stand und somit das Halten von Vieh (Kaninchen, Geflügel) ermöglichte.
Katharina Freis Erinnerungen beschränken sich allerdings nur auf längere Besuche in Kapfenberg, besonders in den Sommerferien.
Beschreibung einer Baracke:
Eine Baracke bestand grundsätzlich aus drei Wohneinheiten. Jede Wohneinheit wies eine geheizte Wohnküche, einen Schlafraum und einen Abstellraum auf.Grundsätzlich war also nur ein Raum geheizt. Die Trennwände waren aus Holz und somit sehr hellhörig. So war es nicht unüblich, dass die Kommunikation durch diese Wände geführt werden konnte
Essen:
Sehr oft gab es Nudeln in verschiedenen Varianten, ebenso Kaiserschmarren und Palatschinken. Wurst konnte selbst hergestellt werden, da ja in einigen Wohnungen Kaninchen gehalten werden konnten. Das Gemüse stammte aus dem eigenen kleinen Garten vor der Baracke. Geflügel stand nur zweimal auf dem Speiseplan, nämlich zu Ostern und zu Weihnachten
Einige weitere Besonderheiten aus der Erinnerung von Katharina Frei:
Das Lager nahm auch regen Anteil an den sportlichen Erfolgen der Fußballmannschaft des KSV. Der Torjubel aus dem benachbarten Stadion war im Lager gut zu hören und viele freuten sich über die Tore. Es war dies die große Zeit des wohl erfolgreichsten Kapfenberger Fußballers, Puschnig.
Am Aufbau des Lagers halfen viele Bewohner mit, da diese ja auch über viele unterschiedliche berufliche Kenntnisse verfügten. Wichtigster Baustoff war Holz, wichtigster Brennstoff Kohle.
Diese wurde oft günstig von Arbeitern der Firma Böhler bezogen, welche Kohle als Lohnzusatzleistung erhielten und in dieser Menge nicht selbst benötigten.
Sehr früh wurde auch eine Lagerkirche erbaut. Diese besteht heute nicht mehr, aber in deren Nähe wurde die heute noch bestehende Kirche zur Heiligen Familie errichtet. Als Kaplan wirkte damals Josef Weber, der spätere Bischof der Diözese Graz-Seckau. Schon damals zeigte sich bei ihm seine Volksnähe. So war er ein gern angenommener Mitspieler bei Fußballspielen innerhalb des Lagers.
Die Kirche kaufte später Gründe in der Nähe des heutigen BRGs auf und errichtete dort für die Bewohner der Lager die „Josephssiedlung“. Später siedelten viele Lagerbewohner auch auf das Ramsauerplateau aus.
Die Mehrzahl der Lagerbewohner waren Volksdeutsche, 1956 kamen vorübergehend auch Flüchtlinge aus Ungarn hinzu.
Zitat (Kaplan Weber zugeschrieben):
„Wenn die Gottscheer so fleißig wären wie die Volksdeutschen und die Volksdeutschen so fromm wären wie die Gottscheer, ergäbe das die richtige Mischung von Menschen.“
Der Wiederaufbau und der wirtschaftliche Aufschwung von Kapfenberg nach 1945 wäre ohne die Vielzahl jener Menschen, die in den Baracken wohnten, wohl nicht so möglich geworden. Da das Böhlerwerk viele Arbeitskräfte brauchte und diese auch gut bezahlte, zog es viele Menschen an. Die Lebensverhältnisse begannen sich durch den Aufschwung bald zu verbessern.
Text: Mag. Harald Trummer