Juiii!! - pfeift das Ferrarirote, wie die Komantschen des Herrn Assinger, vom Pogusch herunter. Von Turnau ist es recht ansprechend heraufgezogen auf den Pass, jetzt geht’s abwärts ins Mürztal. Und bei so einem Speed versäumt man womöglich noch das eigene Leben.
Und das ewige sowieso. Fast wäre er vorbeigeschossen, der rote Blitz, an der Mater ecclesia, der Mürzer Mutterkirche, die sich hier in eine sanfte Kurve der Passstraße schmiegt.
Die Kirche von St. Lorenzen ist ein kulturelles Juwel. Und alt. Sehr alt. Die mächtigen Pfeiler des Langhauses noch spätromanisch geprägt, aus dem 13. Jahrhundert, der Rest weitgehend gotisch. Der mittelalterliche Charakter ist prächtig erhalten, die üblichen barocken Auffrisierungen fügen sich recht manierlich ein. Veit Königer und seine Schule haben sich eingebracht, da kann der Schaden für die Kunstgeschichte nicht allzu groß sein.
Erstmalig urkundlich erwähnt wurde die Pfarre bereits 920, oder gar schon 875, da gehen die Meinungen auseinander. Jedenfalls hat man den heiligen Laurentius, trefflicher Kirchenmann der ersten Stunden, den man schon im dritten Jahrhundert am Grill zum Märtyrer geröstet hat, in dieser Region viel früher dokumentiert als anderswo den Namen Ostarrichi - Österreich.
Laurentius Sanctus: Der hat den Kirchenschatz nicht, wie anbefohlen, dem Kaiser übergeben, sondern an Arme und Bresthafte, Witwen und Waisen verschenkt. Gut so, der Widerstand lebt. Hätte ihm allerdings auch früher einfallen können.
Die gotischen Fresken am Langbau aus dem 15. und 16. Jahrhundert, zum Teil schon mit zarten Schlenkern zur Renaissance, sind gut erhalten. Neben dem „Lebenden Kreuz“ sticht ein „Feiertagschristus“ ins Auge. Weil so viele gute Christenmenschen am Sonntag und am Feiertag auch noch was tun wollten – oder mussten! - außer beten halt, hat man mit dem erhobenen Zeigefinger ermahnen müssen: Der Pflug an den heiligen Tagen – oft Bauer und Bäuerin höchstpersönlich, Knechte und Mägde vorgespannt, weil Zugtiere rar waren - die Sense, der Hammer, das Spielbrett gar! schmerzen den Herrn, so das disziplinär wertvolle Dogma, genauso wie Kreuz und Dornenkrone.
Also Obacht, mein Ferrarirotes! Was haben wir denn heute? Christi Himmelfahrt? Aufgesessen also, Fahrt gewonnen, heißrotes Eisen! Sonst pinseln sie dich auch noch an die geweihten Gemäuer.